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Sk8Mag.de > People > Interview Erwin Rechsteiner |
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Die Firma ist eine Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht. Wir wollen
nach einer klar formulierten Philosophie mehr und gute Skateparks bauen.
Die Idee etwas zu machen, kam aus mehreren Gründen und Gegebenheiten.
Ich war ziemlich frustriert, was letztlich aus meinem Engagement für
einen Skatepark in meiner Nachbarstadt geworden ist. Es wurde für gutes
Geld etwas Schlechtes realisiert. Ein Los, das viele kennen und leider
auch heute noch erleben. Zudem war da meine Idee von einem neuen
Rampenbau in der Halle. Zu dem System, nach dem der Bowl im Block in
Winterthur gebaut ist. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einen
Projektauftrag für eine Halle und war mit den Angeboten auf dem Markt
einfach nicht genügend gut bedient. Als Modellschreiner,
Maschineningenieur und Tüftler ließ mir die Sache keine Ruhe mehr. Ein
Gespräch mit Ralf Pogo Vogt und Oli Thurau (O.T.) hat die Sache dann ins
Rollen gebracht.
Es war schnell klar, dass wir die Kohle nicht hatten um die Sache zu
starten. Es brauchte Programme, Entwicklungen, Formen, Prototypen und
eine Patentanmeldung. Viel Geld für uns. Investoren wurden gesucht und
gefunden. Wir haben dann am Freitag den 13. Juni 1997 die Firma
gegründet. Die Rechtsform einer AG hat sich aufgedrängt. Nur damit war
es möglich, die Stimmrechte bei mir zu lassen und die Investoren
trotzdem gebührend zu bedienen. Zudem bietet die AG natürlich die
bestmögliche Sicherheit für Kommunen, da in der Schweiz die AG einem
strengen Kontrollsystem unterliegt. Tönt alles ein wenig kompliziert, ist
es auch, aber man wächst da hinein. Ist nicht das Schlimmste.
Übrigens: Für Gemeinden und Outdoor wollten wir anfänglich auf keinen
Fall bauen, wir waren absolut sicher, dass der Bowl so begehrt werden
wird, dass wir damit überleben. Es kam, wie uns die Geschichte zeigt,
ganz anders.
Sicher hängt das mit den gemachten Erfahrungen als Skater und aus dem
Beruf zusammen. Prägend waren aber bereits die ersten Entwürfe von O.T.
und die vielen, teilweise leider nicht realisierten Entwürfe von Pogo.
Das ist die eine Seite. Zum andern ist es meist so, dass nicht genügend
Geld da ist. Es braucht somit eine große Anstrengung, viel Engagement
und letztlich eine funktionierende und schlüssige Lösung um wichtige
Leute einer Stadt davon zu überzeugen, dass sie 5 bis 10 mal mehr Geld
ausgeben müssen, als sie ursprünglich wollten. Der Quadratmeterpreis pro
skatebare Fläche ist bei uns aber immer viel niedriger als bei den
üblichen, flachen, einfachen Plätzen. Wir bauen Parks! Das ist ein
wesentlicher Unterschied.
Die Basis aller Anstrengungen und Überlegungen keimt aber aus unserer Philosophie. Sie begleitet alle Entscheide. Allerdings gibt es auch immer viele Einschränkungen zu beachten, Wünsche zu berücksichtigen und Kompromisse einzugehen. Bis heute konnten wir uns noch nie verwirklichen, nicht einmal in Winterthur. Der neue Park in Hard kommt der Sache aber schon sehr nahe. Obwohl es auch da Beschränkungen und Auflagen gibt.
Ach, ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Immerhin darf man das Angebot im
Bodenseeraum schon herzeigen. Aber es gibt immer mal
zuwenig Platz oder zuwenig Geld. Große Probleme gibt es aber meist mit dem Meteorwasser.
Das schränkt die Tiefe ein oder verursacht hohe Kosten. Bei der Standortwahl werden
uns meist nicht die besten sondern nur die geeigneten Standorte angeboten. Es braucht dann
halt viel überzeugungskraft und Ausdauer um letztlich doch das zu bekommen was gut ist.
In Tuttlingen ist das vom Standort her perfekt gelungen, Bezüglich Leitungen und
Größe waren aber schon Hürden da. Der neue Park in Hard (A) kommt den
Vorstellungen schon sehr nahe. Super Lage direkt am Bodenseeufer, gute Infrastruktur,
ideale Bedingungen für Events eine äußerst kooperative Verwaltung und eine super
tolerante Gemeindevertretung. Die Leute haben mehrere sehr mutige Schritte bewilligt, das
ist nicht selbstverständlich. Ursprünglich war nur an eine Miniramp hinter den
Bahngeleisen gedacht, und nun entsteht ein richtiger Park der in die Quiksilver-Bowltour
aufgenommen werden soll. Er kostet knapp ¤ 300'000.-. Hat aber einen Wert von weit über
400k. Die Bedingungen sind sehr, sehr gut. Normalerweise kann man zu diesem Preis keine so
große Anlage bauen.
Es ist schwierig und wir haben aus der Szene wenig Unterstützung. Ein tiefer Bowl
oder Pool ist kein Benutzerwunsch. Streetskater möchten lieber das Geld in Obstacles
investiert haben. Das ist Fakt und wir müßen halt irgendwie einen Weg finden, sie
auf den Geschmack zu bringen. Was uns in immer mehr Projekten auch gelingt. In Hard (A),
lieber Chris, werden deine Wünsche wenigstens ansatzweise erfüllt werden. Leider
gibt es eine Einschränkung durch die Baubewilligung, aber fürs Erste hoffe ich, dir
reichen 2,6 m Tiefe aus. Auf jeden Fall hatten wir da von den Locals jede nötige
Unterstützung.
Leider schnellen die Kosten für einen tiefen Pool massiv in die Höhe. Das Geld ist
immer und überall wichtig. Aber auch das bessert sich. Schade ist, dass für
Einzelteile ab Katalog immer noch relativ viele Batzen ausgegeben werden, ohne dass dies
die Verantwortlichen kümmert. Sie reduzieren einfach das Angebot, bis der Preis dem
Kostenrahmen entspricht.
Oft haben die Behörden erstmal Angst, es könnte jemand runterstürzen und sich
verletzen (jemand müsste dann wohl besoffen sein). Das läßt sich also
entkräften
und ist auch nicht der Engpass.
Ich hoffe rosig.
Es gibt sicher zwei grundsätzliche Betrachtungsweisen. Eine realistische und meine
visionäre. Die visionäre sieht vor, dass wir mit 30 Leuten weltweit tätig
sind. Wir wollen aktiven Skatern eine Möglichkeit bieten, Beruf und Skaten zu verbinden.
Dabei kann es sich aber nicht um ein Sanatorium für Skatepros handeln. Die Qualifikationen
müssen gegeben sein. Attraktive und individuelle Arbeitszeitmodelle sollen aber Reisen
und und die Teilnahme an Contests erlauben. Davon sind wir aber noch sehr, sehr weit entfernt.
Es ist wirklich eine Vision.
Die realistische Einschätzung der Lage ist für mich aber auch ok. Bis im Juni
dieses Jahres wird es rund 15 Parks von uns geben und wir kommen mit den Projekten immer
mehr auch aus unserer Bodenseeregion heraus. Zudem fassen wir auch in der Schweiz und in
Österreich etwas Fuß. Die Akzeptanz bei den Behörden steigt und die
Projekte sind zunehmend nicht mehr willkürlich mit einem Betrag gedeckelt. Die Parks
werden größer und gute Fahrer können auch bedient werden. Man fängt
an zu begreifen, dass der Nutzen entscheidend ist und nicht die Baukosten. Ein Skatepark
kostet keinen einzigen Euro mehr als sonstige Bauvorhaben. Mit unserer Art an die Projekte
heranzugehen bleibt ein Großteil des investierten Geldes in der Region. Die Politiker
entscheiden sich letztlich also nicht nur für einen Skatepark sondern auch für
Wirtschaftsförderung in den eigenen Reihen.
Diese Plattform benutze ich gerne. Einen Skatepark zu bauen, bedeutet immer eine riesige Teamarbeit zu koordinieren. (Im Falle von Ravensburg waren es über 50 Leute) Dabei ist oft ein einziger Skater die Schlüsselfigur am Ort. Sein Einsatz und sein oft jahrelanger Kampf führen letztlich zum Erfolg. All diesen Leuten danke ich im Namen aller späteren Fahrer für den Einsatz und das Durchhaltevermögen. Wir unterstützen den Einsatz so gut wir können und überzeugen nachweislich die Behörden von der Wichtigkeit einen integrierten Skatepark zu bauen. Danke! Dir Chris Danke ich für das Interview.