Interview mit Andreas Schützenberger (IOU Ramps)
Das Interview wurde im April 2010 von Chris Eggers geführt,
die Fotos wurden von IOU gestellt, außer das Foto von Andreas Schützenberger, welches von Chris Eggers geschossen wurde.
Einleitung
Im Jahr 2001 hatte ich in meiner Heimatstadt einen Minirampcontest organisiert. Im Vorfeld kontaktierte mich Max Henninger, der Photos machen wollte. Damals wusste ich noch nicht, dass Max eines Tages beim Deutschen Entwicklungsdienst in Afghanistan und später bei Skateistan.org landen würde und er mich einige Jahre später wieder kontaktieren würde, weil er jemanden suchte, der einen Skatepark in einer Halle in Kabul bauen könnte. Mir fiel spontan Andreas Schützenberger aka „Schützi” von IOU Ramps ein, und ich stellte den Kontakt her. So führt eines Tages eine Aktion vor 8 Jahren zu einem Interview mit einem interessanten Menschen, der einiges über eines der außergewöhnlichsten Skateparkprojekte der Welt zu erzählen hat.
IOU Interview mit Andreas Schützenberger
Hallo Andreas! Sag uns kurz etwas über dich: Wie alt bist du, wo lebst du (alleine, Familie), seit wann bist du mit Skateboarding in Kontakt, was machst du? (IOU Vollzeit oder noch was anderes, hast du diese Arbeit gelernt als Schreiner bzw. Zimmermann?)
Mein Name ist Andreas Schützenberger, bin 39 Jahre alt und lebe alleine in Passau. Ich skate seit 1987 und genau solange baue ich Rampen. Was damals aus Mangel an Möglichkeiten entstand, wurde 1994 dann zu IOU-Ramps. IOU Ramps mache ich Vollzeit und wir machen im Jahr so ca. 70 Projekte Europaweit. Gelernt habe ich Schreiner und das genau zum Zeitpunkt, wie ich auch mit dem Skateboarden begann.
IOU-Ramps entstand eigentlich zufällig und ich hätte mir nie träumen lassen, dass das dann mal mein Job wird. Für diesen Umstand bin ich sehr, sehr dankbar.!!!!!
Ich nehme an du skatest selbst? Wo und was am liebsten?
Wie schon gesagt, skate ich seit 1987. Wir sind in Passau immer am Bahnhofsvorplatz geskated. Daher skate ich am liebsten Street und da meistens Flat. Wenn ich jetzt zum Skaten gehe, dann meist die Eröffnungssession mit den Skatern, des gerade gebauten Skateparks. Oder auf schönen Plätzen, wo ich gerade beruflich stecke. Skatemäßig gefallen mir Plätze wie z.B. Stalin Plaza in Prag, die frühere Domplatte in Köln, die Macba in Barcelona und der Victory Park in Moskau. Mein Wunschtraum für die Zukunft wären ein Backyard Pool, ala Black Cross Bowl - ich hoffe das ist bald soweit. Ansonsten wünsche ich mir öfter mal auf dem Board zu stehen...
Der Trend momentan geht ja in Richtung Betonparks aus Ortbeton was Outdoorparks angeht. Siehst du da eine echte Konkurrenz für dich oder bedient IOU eine ganz andere Nische?
IOU-Ramps bietet seit 2009 Skateparks aus Beton an, eine Mischung aus Ortsbeton und Fertigteilen. Plätze, die aus Ortsbeton oder Beton allgemein hergestellt werden, sind meist für größere Städte und Plätze, die noch gar nicht bebaut sind. Holzrampen werden meist auf fertige Plätze gestellt, sind flexibel und haben ein super Preis-Leistungsverhältnis. Mit Vorort-Beton kann man dreidimensionale Plätze erstellen, und der Formgebung sind unendliche Möglichkeiten gegeben. Bei uns ist das Material Mittel zum Zweck, so hat jedes Material gewisse Vor- und Nachteile und jeder Kunde hat andere Anforderungen. Unser Ziel sind gute Skateparks und wir wollen unseren Kunden ein guter Partner und Berater sein.
Wie kam es zu dem Projekt in Kabul?
Ich erhielt eines Tages eine E-Mail von Chris Eggers, der mich mit Max Henninger von Skateistan in Verbindung brachte. Max bat um Hilfe bei dem Bau eines Indoor-Skateparks in Afghanistan. Ich fand die Idee gut, aber im ersten Moment dachte ich, die brauchen eher Straßen und Elektrizität als Skateparks. Ich schrieb zwei Tage später zurück. Nach der Mongolei und Kasachstan gings nach Afghanistan!
Wie war dein erster Eindruck als du in Kabul ankamst? Hast du vom Kriegszustand dort direkt etwas bemerkt?
Wie sind dir die Menschen, insbesondere die Einheimischen. dort begegnet?
Bevor ich ankam, hatte ich nur die Bilder aus den Nachrichten im Kopf. Ich war überrascht, wie weit entwickelt Kabul tatsächlich ist. Grundsätzlich bekommt man hier alles. Die Menschen mit denen ich zu tun hatte sind alle super nett, und wir wurden oft zum Tee eingeladen. Wir waren ohne Bewachung unterwegs und daher war es einfach mit den Afghanen in Kontakt zu kommen.
Haben dir die Jugendlichen dort geholfen?
Ja, sicher, es war von vorneherein vorgesehen, die Locals und die Streetkids einzubeziehen. Man wollte keinen fertigen Park hinstellen, sondern den Locals beibringen, wie man Rampen baut. Ich hoffe das passiert, jetzt wo ich wieder weg bin. Alle Werkzeuge und Materialien sind in Skateistan geblieben.
Gab es dort besonders schwierige oder ungewöhnliche Umstände, mit denen du zurechtkommen musstest? Welche?
Um ehrlich zu sein, war es fast genau so wie in Europa. Ich habe schon in viel schwierigeren Situationen gearbeitet. Es hat neun Tage gedauert, den Park zu bauen.
Wie war das, als du zum ersten Mal die Gesichter der Kids gesehen hast, als der Park langsam Gestalt annahm?
Zuerst halfen sie, den Park zu bauen, und ich kann mich erinnern, als ich die Mini fertig hatte. Ihr Lachen und ihr Enthusiasmus war unglaublich. Ich hatte das Gefühl das Richtige zu machen und war stolz, an diesem wunderbaren Projekt teilhaben zu können.
Ich bin echt glücklich, dass ich da dabei war/bin und dass ich helfen konnte. Das bedeutet mir viel, und Skateistan kann immer auf meine Hilfe zählen.
Links
http://skateistan.org
http://www.iou-ramps.com